Schulz, Bruno 1892 Drohobycz, Österreich-Ungarn - 1942 Drohobycz, Polen Poetische Szene mit Akt. Mischtechnik (Tusche, Kohle, Graphit) auf grauem Papier. Wohl 1930er Jahre. In Tusche signiert und nicht vollständig lesbar datiert u.re.; in Blei signiert u.li. Im Passepartout. 29,8 x 21 cm; PP 49,5 x 39,3 cm. Eckabrisse o. und u. re. Vormals drei Ein- und Abrisse o.li., diese hochwertig restauriert. Prov.: Privatbesitz Norddeutschland, dort im Nachlass in einem Buch unrestauriert aufgefunden, Kunsthandel Norddeutschland, Kunsthandel Dresden Wie ein roter Faden zieht sich das Bildmotiv des weiblichen Aktes durch das zeichnerische und druckgrafische Werk von Bruno Schulz. In möglichst spannungsvollen Kompositionen - als Kontrapart zu einer bekleideten Personengruppe, als Gesprächspartner in absurder Situation oder als Objekt sinnlicher Begierde wird der Akt besonders häufig zum zentralen Bildgegenstand. Auch hier ist der Charakter diskussionswürdig - inmitten einer desinteressierten Personengruppe strahlt die helle Figur und wird dennoch vom Umfeld nicht beachtet. Stattdessen scheinen sich die bleiernen Blicke der Umstehenden auf ein Ereignis in einiger Distanz unterhalb der Gruppe zu richten, so dass die Vermutung nahe liegt, die Szene spiele auf einem Balkon oder einer Terrasse. Die karikatureske Absurdität der Szene rückt die Komposition in vergleichbare Nähe zu weiteren Skizzen Schulzes, die das poetische Spiel mit Realitäten und Surrealitäten thematisieren. Vgl. hierzu z.B. "Phantastische Szene in Drogobytsch", Bleistiftzeichnung, In: Bruno Schulz. Das Götzenbuch (Xiega Balwochwalcza). Zum Druck vorbereitet und mit einführenden Worten versehen von Jerzy Ficowski, Warschau [1988], S. 124, Nr. 9.