LOT 170 Sammlung Familie Sahrer von Sahr, Schloss Dahlen.
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Die spätbarocke Anlage des Schloss Dahlen in Nordsachsen, durch einen Brand im Jahr 1973 stark gezeichnet, blickt auf eine bewegte, Jahrhunderte währende Entwicklungsgeschichte zurück. Zu Beginn des 13.Jh. als Freihof gegründet, wandelte es sich in ein Rittergut, dessen adlige Besitzer wechselten, bis schließlich Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen (1585–1656) das Gut erwarb. Während des 30-jährigen Krieges verkaufte der Kurfürst das Dahlener Anwesen an den Mäzen und Geheimen Kammerrat Dr. David von Döring. Seine Enkelin Auguste Helene von Döring (1706–1728) heiratete den Historiker Heinrich von Bünau [96031/Kat. 312] (1697–1762). Zwischen 1744 und 1751 veranlasste Bünau die Errichtung des Schlosses Dahlen mit Ehrenhof, Orangerie und einem barocken Garten, welcher heute als Stadtpark dient. In dritter Ehe mit Christine Elisabeth von Arnim (1699–1783), Herrin auf Nöthnitz und Rosentitz, verheiratet, beherbergte Bünau ab 1740 seine etwa 42.000 Bände beinhaltende Bibliothek auf Nöthnitz bei Dresden. Jene Büchersammlung, deren Ordnung sich 1748–1754 Johann Joachim Winckelmann annahm, dem deutschen Begründer der wissenschaftlichen Archäologie und Kunstgeschichte. Einen Teil seiner Bibliothek mit über 1000 Bänden lagerte Bünau auch auf Schloss Dahlen. Der Maler Adam Friedrich Oeser (1717–1799) wurde mit der Wand- und Deckengestaltung von Kaisersaal, großem Festsaal, Eingangshalle sowie Treppenhaus beauftragt und wohnte während der Ausführung für drei Jahre im Schloss (1756–1759). In der europäischen Geschichte erhielt Schloss Dahlen besondere Relevanz, als an diesem Ort der „Alte Fritz“, König Friedrich II. (1712–1786), am 21.02.1763 die Ratifikation der Preußen als Abschluss des bereits formulierten Hubertusfriedens unterzeichnete. Dass der König dazu diesen Ort wählte, begründet sich in der Antipathie des Hohenzollers gegenüber den Wettinern und insbesondere dem kurfürstlich-sächsischen und königlich-polnischen Premierminister Heinrich von Brühl (1700–1763), welcher auf Hubertusburg ein eigenes Palais besaß (vgl. Porträt KatNr 234, KatNr 312). Johanna Luise Auguste (1805–1871), geb. von Einsiedel, seit 1841 Verwitwete von Bünau, führte als Einzige die Dahlener Linie der Bünaus fort. Eine romantische Liebesgeschichte geht der Vermählung mit dem österreichischen Offizier und böhmischen Adligen Karl Heinrich August Sahrer von Sahr (1821–1874) im Jahr 1851 voraus. Die Ehe blieb kinderlos und so vermachte Karl Rittergut und Schloss an seinen von ihm adoptierten Neffen Leo Sahrer von Sahr (1852–1925). Bis zur ihrer Flucht nach Kriegsende im Jahr 1945 verblieb das Anwesen im Besitz der Familie Sahrer von Sahr. Nach dem Krieg und Plünderungen durch die Sowjet-Besatzung und die Bürger Dahlens, diente das Gut übergangsweise als Kommandatur der Sowjetischen Armee. Im Schloss verbliebene Objekte wurden 1945 beschlagnahmt und tausende Werke an die „Graphische Sammlung“ - das heutige Kupferstich-Kabinett Dresden- übermittelt, wo ein geringer Teil davon dauerhaft inventarisiert wurde. Mitte der 1990er Jahre wurde die Restitution in mehreren Phasen veranlasst, der größte Anteil wurde dabei im August 2011 bearbeitet. Ab 1947 begann die gemeinnützige Umwertung Dahlens, die Polizeidirektion Sachsen richtete eine Stätte zur Erholung und Schulung von Polizeiangehörigen ein und ein Kindererholungsheim zog in die Räume des Schlosses. Ab 1959 diente das Bauwerk als Ingenieurschule der DDR für Konditorei- und Fleischwarenindustrie. In jener Zeit wurden die verbliebenen, in Mitleidenschaft gezogenen Gemälde Oesers überstrichen. 1968–1973 erfolgte eine Restaurierung des Schlosses und der wertvollen Malereien. Kurz nach der Fertigstellung kam es zu einem verheerenden Brand, der sich über den gesamten Dachstuhl ausbreitete und auch die fotografische Restaurationsdokumentation vernichtete. 1990 wurde die Ruine an die Stadt Dahlen übereignet, welche sich in den darauf folgenden Jahren um die Beräumung des Schutts und die notdürftige, wetterfeste Abdeckung des Daches bemühte.
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2018.9.21
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